Immobilienrendite AG-Vorstand Mühlhofer sieht vor allem im besonders günstigen Bereich Bedarf
Interessierte, die bei der Besichtigung einer günstigen Mietwohnung Schlange stehen – dieses Bild ist in Wien mittlerweile Realität, wie Mathias Mühlhofer, Vorstand der Immobilienrendite AG, im APA-Gespräch darlegte. Grund dafür sei, dass Vermieten für Eigentümer immer unattraktiver werde. Der Unternehmer warnte auch vor einem weiter steigenden Mangel, vor allem im günstigen Bereich.
Jedes Jahr ziehen Tausende Menschen nach Wien – und egal ob diese aus Syrien oder aus dem Waldviertel kommen: “Sie haben auf jedem Fall ein Wohnungsproblem”, ist Mühlhofer überzeugt. Denn es gebe in Wien mittlerweile einen eklatanten Mietwohnungsmangel. Dabei meine er aber nicht das Luxussegment, sondern vielmehr die billigen Unterkünfte: “300, 350 Euro – in diesem Bereich sind keine Mietwohnungen am Markt. Es gibt ein großes Potenzial.”
Denn Mieten in dieser Höhe könnten sich Wenig-Verdiener, Studenten, aber auch anerkannte Flüchtlinge noch leisten: “Leute, die 800, 900 oder 1.000 Euro im Monat bekommen, die können ja keine 600 Euro Miete zahlen”, rechnete Mühlhofer vor. Er ist auch überzeugt, dass die Zahl jener, die in diesem Günstig-Bereich suchen, in den nächsten Jahren noch weiter steigen wird.
Vermieten ist unattraktiv
Der Unternehmer glaubt auch, den Grund für die Not am Markt zu kennen: Vermieten werde für Vermieter immer unattraktiver und würde sich nicht mehr rechnen. Die Eigentümer unterliegen Regelungen und dürfen für ihre Wohnungen nicht verlangen, was sie wollen, so sein Vorwurf. Die Rendite einer Mietwohnung in Wien würde sich abhängig von der Lage zwischen 1 und 3,5 Prozent bewegen: “Insgesamt ist das Mietrecht relativ mieterfreundlich.” Dies sei ein Grund, warum – im privaten Bereich – derzeit kaum mehr Mietwohnungen mehr errichtet würden: “Die einzigen neuen Mietwohnungen, die gebaut werden, sind Genossenschaftswohnungen und geförderte Mietwohnungen, weil nur dann gefördert wird, wenn vermietet wird.”
Die Tendenz werde dadurch verstärkt, wenn Wohnungseigentümer beim Auszug ihrer Mieter die Räumlichkeiten nicht wieder vergeben, sondern vielmehr verkaufen, berichtete der Unternehmer: “Eigentumswohnungsmangel gibt es in Wien überhaupt keinen.”
Deswegen hält Mühlhofer auch von Ideen der Politik wie Leerstands-Abgabe oder dem Aus befristeter Verträge nichts. Seine Forderung lautet: Das Mietrecht gehört entrümpelt und liberalisiert. “Dann werden wieder viele Mietwohnungen gebaut. Und wenn es zu viele Mietwohnungen gibt, dann müssten sich die Vermieter Konkurrenz machen. Dann würden die Mietpreise sinken, weil es zu viele Mietwohnungen gibt”, lautete seine These.
“Es wäre genug Geld da”
Eine Mietobergrenze – wie u. a. von den Grünen während des Wien-Wahlkampfes 2015 gefordert – wäre zwar “kurzfristig eine super-populäre, populistische Maßnahme, langfristig wird dadurch der Wohnungsmangel aber viel schlimmer”. Ebenso warb er für Verständnis bei jenen Anrainern, in deren Umfeld Bauprojekte geplant seien: “Wir sind alle stolz, dass Wien wächst. Wir sind alle stolz, dass Wien eine Weltstadt ist – Hauptsache, bei mir baut keiner eine Wohnung dazu. Das ist ein logischer Widerspruch, den man auflösen muss.”
Mühlhofers Immobilienrendite AG ist zwar derzeit noch im Bereich der Gewerbeimmobilien aktiv – es werden alte Büros für KMUs und Start-ups attraktiv gemacht -, doch künftig möchte das Unternehmen auch wieder im Segment Wohnen mitmischen. Konkret im Bereich der aus Mühlhofers Sicht so dringend benötigten günstigen Kleinwohnungen: “Unser Job ist es, Trends voraus zu sehen.” Würde das Umfeld passen, dann würden auch wieder mehr Mietwohnungen gebaucht werden”, ist der Unternehmer überzeugt: “Es wäre genug Geld da.” (APA)