Immobilienunternehmen, aber auch Logistiker haben aus dem privaten Lagernotstand ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt.
Wohin mit all dem sperrigen Zeug, vom Snowboard über die Autodachbox bis hin zu Möbeln, die man vielleicht doch noch einmal brauchen könnte? In der Wohnung ist kein Platz. Der Keller ist dafür zu klein oder zu feucht. Solche Verstauprobleme plagen immer mehr Menschen, und daraus hat sich mittlerweile ein eigener Geschäftszweig entwickelt: Self-Storage. Abteile in Lagerhäusern, Container auf Freiflächen oder versperrbare Abteile in leer stehenden Geschäftslokalen sind die Konzepte, bei denen sich mit dem Verstauproblem Geld verdienen lässt.
Ersatz für Altbaukeller
Die Nachfrage nach Stauraum verlockt selbst Player der Branche, die sonst mit durchaus klassischen Immobilien gutes Geld verdienen, zu einem Abstecher. Die Immobilienrendite AG etwa wandelt leer stehende Geschäfte in den zentrumsnahen Stadtbezirken in Self-Storages um: „Wir wollen damit in Vierteln, in denen viele Altbauten mit feuchten Kellern stehen, trockene Lagerräume anbieten“, erklärt Markus Kitz-Augenhammer, Vorstand des Unternehmens, das Konzept des Localstorage. Zehn Häuserblocks nennt er als Einzugsgebiet für seine Lager, die zwischen 200 und 600 Quadratmeter groß sind.
Derzeit bietet Localstorage mehr als 400 Abteile an vier Standorten im 5., 7., 8. und 10. Bezirk. Zu durchaus wohlfeilen Preisen: Schon ab 30 Euro monatlich ist man mit einem Miniabteil von rund einem Quadratmeter dabei. Ausschlaggebend für viele Mieter ist die Nähe, denn in fußläufiger Entfernung lassen sich Dinge verstauen, auf die man doch hin und wieder zugreifen möchte: „Hausrat, Winter- und Sommerwäsche, Skier und Räder werden gern in unseren Localstorages untergebracht“, erzählt der Vorstand. Seit rund viereinhalb Jahren betreibt die Immobilienrendite AG dieses kleine Nebengeschäft, das dem Unternehmen eine Rendite von rund 16 Prozent einbringt. Weitere Standorte sind geplant, „aber wir wollen ordentlich und nachhaltig wachsen“, betont er. Auf ein etwas anderes Konzept setzt die Easy Storage Containervermietung. Nicht in Zentrumsnähe, sondern an zwei Standorten am Rand der Stadt in der Leopoldau und in Stadlau vermietet sie Container in Größen von drei bis dreißig Quadratmetern. Der große Vorteil dieser Lösung: Die Kunden können mit dem Fahrzeug direkt zu ihrem Lagerraum zufahren. So lassen sich selbst schwere und sperrige Gegenstände relativ bequem einlagern. Neben Privatkunden – ihr Anteil liegt bei etwa zwei Dritteln – nutzen deshalb auch Gewerbebetriebe diese Lagermöglichkeit, erzählt Jonathan Kohn, Geschäftsführer und Gesellschafter der Easy Storage. Zwischen 54 und 199 Euro exklusive Mehrwertsteuer im Monat kosten die Container. Die beiden jeweils etwa 20.000 Quadratmeter großen Grundstücke in der Donaustadt sind angemietet. Über weitere Expansionspläne hüllt sich Kohn in Schweigen. Auch über die Gewinne will er nicht viel erzählen. Nur so viel lässt er sich entlocken: „Wir sind zufrieden.“
Der Gewinn stand nicht allein im Vordergrund, als der Umzugsspezialist Frachtmeister sich dem Thema Self-Storage widmete. „Grundsätzlich war dieses Angebot als Ergänzung zu unseren Möbeltransporten gedacht“, berichtet Stefan Orthofer, Projektleiter für das Umzugsmanagement, „aber heute hat jeder Kunde die Möglichkeit, einen Container zu mieten.“ Die Spedition, die neben Umzugslogistik auch Kühllogistik anbietet, vermietet die zwischen fünf und fünfzehn Kubikmeter großen Container zu monatlichen Preisen von 35 bis 105 Euro exklusive Mehrwertsteuer. 250 Container stehen derzeit in Wiener Neudorf zur Verfügung. Absichten, einen weiteren Standort zu schaffen, hat man vorerst nicht, aber auf dem Firmengelände wäre noch Platz für Erweiterungen: „Für uns ist dieses Angebot eine interessante Möglichkeit, das große Areal auszulasten“, erzählt Orthofer über den Zusatznutzen.
Auf Expansionskurs
Klar auf Expansionskurs segelt der Marktleader. Myplace, ein 1999 in Österreich gegründetes Unternehmen, verfügt bereits an 38 Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz über etwas mehr als 35.000 Lagerabteile auf einer Gesamtfläche von über 300.000 Quadratmetern. In Wien gibt es zehn Myplace-Filialen mit rund 10.000 Lagerabteilen. Anfang Dezember wird in der Litfaßstraße in Sankt Marx eine weitere Niederlassung eröffnet. Bis 2017 will man mit Investitionen von rund 72 Millionen Euro das Netz auf insgesamt 46 Lagerhäuser erweitern.
Info
Self-Storage-Anbieter bedienen sich unterschiedlicher Konzepte: Dazu gehören speziell diesem Zweck gewidmete Lagerhäuser, Abteile in leeren Geschäftslokalen und Container im Freigelände. Allen gemeinsam ist eine hohe Automatisierung: Die Kunden melden sich meist über das Internet an und bekommen auf diesem Weg den Zugangscode. Die Lager selbst sind durch Videoüberwachung, Alarmanlagen und Wachdienste vor Einbruch geschützt.